Deutschlandtakt und die Medien- keine Kritik?

erstellt von: am: 01.11.2022

Das mediale Desinteresse am Deutschlandtakt-Zielfahrplan ist auffallend. Die Berichterstattung der etablierten und öffentlich-rechtlichen Medien endet immer mit der Erklärung, was ein Integraler Taktfahrplan grundsätzlich ist – besser gesagt sein sollte. Aber erst danach wird es wirklich interessant. Nämlich wie genau soll ein Deutschlandtakt gefahren werden? Darüber gibt der Zielfahrplan Auskunft.

Der Zielfahrplan lässt sich leider nicht grafisch einfach darstellen. Vielleicht ist das der Grund, weshalb eine kritische öffentliche Auseinandersetzung bislang nur sehr kleinteilig stattfand. Eine andere Erklärung wäre, dass die Marketingpower des Bundesverkehrsministeriums (BMDV, vorher BMVI) zusammen mit seinem Schienenpakt alles andere in den Schatten stellt.

Schon das BMVI-Duo Scheuer-Ferlemann (CSU-CDU) hat den aktuellen Zielfahrplan als final bezeichnet. Der amtierende Verkehrsminister Wissing (FDP) und sein Bahnbeauftragter Theurer (FDP) setzen die Vorarbeit unbeirrt fort.

Auf der dritten Regionalkonferenzen des BMDV wurde der Deutschlandtakt mit imposantem Aufwand gefeiert. Diese Konferenz umfasste die „Region“ Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachsen“. Und welches Interesse bekundete die Presse? An dem Pressegespräch zur Veranstaltung im Alten Zollhaus, Hamburg am 25.10.2022 nahm eine handvoll Medienvertreter teil. Niedersachsen wurde allein durch das Regionalradio Flora vertreten. Wie erklärt sich dieses Desinteresse?

Auch auf der gut besuchten Podium-Veranstaltung waren Stimmen aus der Zuhörerschaft nicht vorgesehen. Diese wurden auf den Netzwerkabend verwiesen, wo also Kritik nicht alle, sondern nur den/die direkten Gesprächspartner erreicht.

FotoCollage: Deutschlandtakt.de + Schienenpakt Vernetzung/Mitgliedschaft/Beteiligung/Förderung

Die Konzeption und Berechnungsparameter für den jetzigen Gutachterentwurf eines Zielfahrplans wurden vom Verkehrsministerium zusammen mit Vertretern der Bahnwirtschaft und Bahnlobby entwickelt. Ein breiter gesellschaftlicher Teil blieb außen vor. Naturschutzverbände waren nicht beteiligt. Die politische bzw. die ministerielle Bandbreite waren nicht mit von der Partie – ja im Parlament wurde bislang über den Zielfahrplan (also die konkrete Ausgestaltung des Deutschlandtakts) gar nicht debattiert oder abgestimmt. Eine Bürgerbeteiligung an so einem Konzept fand nicht statt.

Foto: Deutschlandtakt.de

Ein Zielfahrplan

  • 70 – 100 Milliarden Euro schwer … wie wird das hauhaltspolitisch in die Realität umgesetzt?
  • 20 – 40 Jahre für die Umsetzung … wann werden die Klimaziele erreicht?
  • 300 Stundenkilometer schnell … was ist an solchen Geschwindigkeiten Klimaschutz?
  • 173 Bauprojekte als Grundvoraussetzung … wie hoch ist der CO2-Ausstoß?
  • 2030 Verdoppelung der Fahrgastzahlen – das ist in gut 7 Jahren. Marketing oder Realität?

Der Fahrplan ist das Ziel. Das sagt aber nichts darüber aus, ob dann später auch wirklich diese Zugverbindungen gefahren werden. Fachwort: Angebotsversion. Die Strecken, die unwirtschaftlich sind, will kein wirtschaftlich denkendes Untenehmen bedienen. Sobald sich die vorgesehene Taktung nicht mehr lohnt, werden Strecken zwar noch bedient, aber eben ausgedünnt. Ist der Zielfahrplan Augenwischerei?

Geht’s auch ’ne Nummer kleiner?

Dafür mit weniger Steuergeldern, kurzfristiger in der Umsetzung, mit moderaten Geschwindigkeiten, mit mehr Gewicht auf Instandsetzuung, Modernisierung und Ausbau, mit absehbarer Einhaltung der Klimaziele? Tja, scheinbar nicht. Solange die Kritik an der oben genannten Art von Mobilitäts- und Verkehrskonzept erfolgreich klein gehalten wird – Klimaziele adé!

Weitere Beiträge zur Regionalkonferenz am 25.10.2022 in Hamburg:

Pro-Ausbau „Sekt, Schnittchen und Schuss nicht gehört“
Prellbock-Altona „Deutschlandtakt – die Regionalkonferenz in Hamburg“
NDR Hamburg „Deutschlandtakt – Pläne für Hamburg“ (Hinweis: in diesem Artikel werden die Gesamtbaukosten des Deutschlandtakt-Konzepts mit knapp 50 Milliarden angegeben. Das war die Investitionssumme mit Preisstand 2015. Also eine mäßige Recherche … .)
LOK-Report „Prellbock-Altona: Deutschlandtakt – eine Illusion?“


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