„… als wären wir wilde Tiere“ Völkerschauen (nicht nur) im Zoo Hannover

erstellt von: am: 23.10.2020

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurden in Zoologischen Gärten neben exotischen Tieren auch Menschen ausgestellt, die zuvor von den „Weißen“ als primitiv und minderwertig definiert worden waren. Größter deutsche Tierimporteur war Hagenbeck aus Hamburg. Als seine Tierschauen nicht mehr so gut liefen, ergänzte er sie durch Völkerschauen. Im Juli 1878 gastierte Hagenbeck mit Hindus aus Ostindien erstmals im hannoverschen Zoo. Der Erfolg war überwältigend, so dass weitere Völkerschauen aus anderen Erdteilen im Zoo gastierten. Tausende von Menschen strömten in den Zoo, um die „Exoten“ und vermeintlichen „Primitiven“ in eigens gebauten Dörfern zu begaffen. Die Organisatoren dieser Spektakel wiesen die ausgestellten Menschen an, Menschenfresser und Wilde zu spielen, und bestätigten und verstetigten damit die Vorurteile des „weißen“ Publikums. Gleichzeitig wurde demonstriert, dass Europäer das Recht hatten, über Rohstoffe und jegliches – auch menschliches – Leben in den Kolonien nach Belieben zu verfügen. Erst 1932 fand vorerst die letzte Völkerschau im Zoo Hannover statt. … Doch pünktlich zur EXPO im Jahr 2000 wurde im hannoverschen Zoo wieder eine „afrikanische“ Flusslandschaft mit Handelsstation gebaut, zu deren Eröffnung dunkelhäutige Menschen für ein „weißes“ Publikum trommeln durften.

Autor: Hubert Brieden

Sprecher*innen: Barbara Baumann, Helge Kister, der Autor

Schlagzeug: Moritz Dortmund

Produktion: Radio Flora (Redaktion International), Arbeitskreis Regionalgeschichte

Hannover 2020

Der Beitrag wurde erstellt im Rahmen des Radioprojektes „Weiß auf Schwarz – Geschichte von Ungleichheit und Rassismus“. Weitere Informationen und Beiträge finden sich hier: https://radioflora.de/weiss-auf-schwarz-geschichte-von-ungleichheit-und-rassismus-ein-radioprojekt/


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