„… der Hauptcanal, durch welchen spanisches Gold und Silber in unsere Gassen fließt.“ – Leinen aus Norddeutschland für Sklaven in Amerika

erstellt von: am: 11.09.2020

In vielen Teilen Deutschlands wurde in früheren Jahrhunderten Flachs angebaut, um daraus Leinengarn zu spinnen und Stoff zu weben. Besonders der arme Teil der Landbevölkerung, deren Landbesitz nicht ausreichte, um davon leben zu können, war auf die Leinenproduktion angewiesen. Obwohl der Anbau von Flachs, dessen mühselige Weiterverarbeitung, das Spinnen von Garn und das Weben der Tuche innerhalb der kleinbäuerlichen Familien in Heimarbeit erfolgte, wurde das Leinen bereits für den Weltmarkt produziert. Leggen überprüften und zertifizierten die Qualität des Leinens, was den Druck auf die kleinbäuerlichen Produzenten steigerte und gleichzeitig den internationalen Absatz des norddeutschen Leinens beflügelte. Ein Großteil des Leinens kam auf diese Weise auch in die spanischen, englischen, portugiesischen und holländischen Kolonien, wo es nicht zuletzt für die Kleidung der Plantagensklaven verwendet wurde. Edelmetalle aus den Kolonien fanden im Gegenzug ihren Weg in die Kontore von Kaufleuten und Handelshäusern, Kapital mit dem die Industrialisierung in Europa finanziert werden konnte. Die Erfindung mechanischer Spinn- und Webmaschinen und die Nutzung der durch Sklavenarbeit gewonnenen billigeren Baumwolle ruinierten schließlich die norddeutschen Weberfamilien.

Recherche und Text: Hubert Brieden

Sprech*innen: Awa Naghipour, Barbara Bauman, Gabriele Schwartz-Kleinecke, Axel Kleinecke und der Autor

Produktion: Radio Flora (Redaktion International), Arbeitskreis Regionalgeschichte

Hannover 2020

Der Beitrag wurde erstellt im Rahmen des Radioprojektes „Weiß auf Schwarz – Geschichte von Ungleichheit und Rassismus“. Weitere Informationen und Beiträge finden sich hier: https://radioflora.de/weiss-auf-schwarz-geschichte-von-ungleichheit-und-rassismus-ein-radioprojekt/


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