20 Jahre nach 9/11 – Solidarität mit der afghanischen Zivilbevölkerung!
erstellt von: Kiumarz Naghipour am: 21.09.2021
Zum 20. Jahrestag des Anschlags auf World Trade Center und Pentagon finden deutschland- und europaweit in zahlreichen Städten Aktionen statt. Kurz vor diesem Jahrestag wurde der „war on terror“ in Afghanistan beendet und das Land nach dem Abzug der ausländischen Truppen schnell von den Taliban zurückerobert. Damit hat die gesamte afghanische Zivilbevölkerung – insbesondere Frauen und Mädchen – wieder unter gravierendsten Menschenrechtsverletzungen der Taliban zu leiden. Durch die dilettantische Ausführung des Abzugs wurden nicht einmal besonders gefährdete Menschen – Frauenrechtsaktivistinnen, LGBTIQ-Personen, Richterinnen und Anwältinnen, Journalistinnen, ja nicht einmal alle Menschen, die direkt die westlichen Streitkräfte unterstützt hatten – gerettet.
Mehrere Vereine und Initiative haben zur Solidarität mit der afghanischen Zivilgesellschaft aufgerufen! Deutschland muss endlich seiner Verantwortung gerecht werden und ein großzügiges Aufnahmeprogramm für afghanische Geflüchtete aus Afghanistan, aus Nachbar- und Transitstaaten schaffen! Hier lebende Afghan*innen brauchen endlich einen sicheren Aufenthaltsstatus! Schnellen und unbürokratischen Familiennachzug zu afghanischen Geflüchteten in Deutschland sicherstellen! Schaffung legaler und sicherer Zugangswege! Wir haben Platz!
Diesbezüglich haben über 250 Menschen am Samstag den 11. September in einer Kundgebung an der Marktkirche, Hannover teilgenommen.
9/11, an diesem Tag vor 20 Jahren wurden die USA von Islamisten angegriffen und 3000 Menschen getötet. Die USA haben blutig zurückgeschlagen und bei Bombardierungen Afghanistans wurden ebenfalls mehrere Tausend Menschen umgebracht. An diesem Tag hätte man sich gewünscht, dass wir in erster Linie gemeinsam der Opfer gedenken und erkennen, dass Gewalt und Rache keine Probleme lösen. Bei der Kundgebung an der Marktkirche ging es stattdessen zu sehr um die aktuelle Situation in Afghanistan. Leider. Und es musste auch darum gehen, denn die Machtübernahme durch die Taliban schafft sehr akute Probleme für die Menschen in Afghanistan, die Angst um ihr Leben haben müssen und die fliehen müssen. Hier in Hannover gibt es Angehörige, die sich Sorgen machen und Unterstützung suchen. Dementsprechend widersprüchlich sind die Redebeiträge der Kundgebung. Einerseits müssen wir mit den Taliban verhandeln und sie realistischerweise als neue Regierung Afghanistans anerkennen, andererseits ist „Nieder mit den Taliban“ das, was wir alle empfinden und es gab bei der Kundgebung sogar Anhänger der Nordallianz, die an einen militärischen Widerstand gegen die Taliban glauben und die Afghanen mit anderen Positionen als Verräter bezeichnen. So ein Streit untereinander nützt natürlich überhaupt nichts. Auch für die Menschen in Afghanistan wäre ein neuer Bürgerkrieg kaum erstrebenswert. Wie wir einen nicht-militärischen Widerstand und den Kampf für Menschenrechte in Afghanistan weiter unterstützen können und wie wir mit den zukünftigen Beziehungen der Bundesregierung zu den Taliban umgehen werden, bleibt Aufgabe für die nächsten Kundgebungen. Die Solidarität mit den Menschen von Afghanistan geht weiter.
Die Redebeiträge der Kundgebung:
11.09.2021 – Solidarität mit der afghanischen Zivilbevölkerung in Hannover, ein Video-Beitrag von Martin Tönnies – Welt in Hannover:
(463) 11.09.2021 – Solidarität mit der afghanischen Zivilbevölkerung in Hannover – YouTube