Türkische Invasion in Nordsyrien – Interview mit einer kurdischen Aktivistin
erstellt von: Axel Kleinecke am: 15.10.2019
Türkische Invasion in Nordsyrien – Interview mit einer kurdischen Aktivistin
Seit dem letzten Mittwoch, dem 9. Oktober zerstören türkische Bomben und Granaten wahllos Städte und Dörfer in Nordsyrien, um den Einmarsch der Bodentruppen vorzubereiten. Unter dem Vorwand einer terroristischen Bedrohung greift Erdogan nun mit schweren Waffen und auf breiter Front die Rojava-Gebiete an, die als „Insel des Friedens“ inmitten des Kriegsgeschehens in Syrien bekannt geworden sind. Sein erklärtes Ziel ist die Vertreibung und Vernichtung der dort ansässigen kurdischen Bevölkerungsteile und die Annektierung einer Sicherheitszone für die Türkei im Nachbarland Syrien.
Hier in den kurdischen Provinzen hat sich seit nunmehr 8 Jahren inmitten des Kriegschaos in Nahost auf der Basis von Toleranz, Achtung der Menschenwürde und der Emanzipation der Frauen das kurdische Modell einer basisdemokratischen Selbstverwaltung etabliert, unter der die vielen verschiedenen Bevölkerungsgruppen und Religionen in dieser Region friedlich miteinander zusammenleben konnten. Die militärischen Selbstverteidigungskräfte der dortigen Kurden, YPG (Männer) und YPJ (Frauen) hatten nach der legendären Befreiung von Kobane als Verbündete der USA und der europäischen Koalition die Hauptarbeit im Kampf gegen den IS geleistet und ihn schließlich besiegt. Sie brachten dieser Region Frieden und werden nun von Erdogans Propaganda als Terroristen diffamiert, die er vorgibt bekämpfen zu müssen. Bei diesem türkischen Überfall, der bewusst auch die kurdische Zivilbevölkerung treffen soll, werden sie nun von den ehemaligen Verbündeten im Stich gelassen. Trump hatte gerade erst durch den Abzug der US-amerikanischen Militäreinheiten den Weg für Erdogans Angriffspläne freigemacht, und Europas blasse Reaktion auf die massiven Völkerrechtsverletzungen der Türkei kommt über verbale Verurteilungen nicht hinaus.
Das Interview mit Ferda Berse von Civaka Azad, dem kurdischen Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit wurde am Montag dem 14. Oktober aufgezeichnet. Am Mikrofon war Axel Kleinecke.
Themen sind:
- die Angst um Rojava als Gesellschaftsmodell
- die Kriegsziele Erdogans
- die Notwendigkeit einer Flugverbotszone
- der Widerstand der Bevölkerung gegen die türkische Übermacht
- die Diffamierung der PKK als Terrororganisation