Der Baum, der Gummi weint – Kautschuk für Hannover, Zentrum der deutschen Gummiindustrie

erstellt von: am: 28.08.2020

Mit der Ausweitung der Produktion von Gummiwaren Ende des 19. Jahrhunderts wuchs die Rohstoffnachfrage. Auf dem Kautschukmarkt kam es zu sprunghaften Preissteigerungen. Deutschland war 1910 nach den USA und England der drittgrößte Kautschukverbraucher. Produziert wurden Reifen, Bälle, Hygieneartikel, Keilriemen und vieles mehr. Noch hatte der Plantagenkautschuk den Naturkautschuk nicht abgelöst.

Continental Hannover, eine der wichtigsten Firmen der Gummiindustrie hatte schon Ende des 19. Jahrhunderts versucht, sich durch Direkteinkäufe in Brasilien und den selbst organisierten Transport auf eigenen Amazonasdampfern vom Zwischenhandel unabhängig zu machen. Dieser Versuch scheiterte. Zehn Jahre später beteiligte sich die Conti an einer deutschen Kautschuk-Einkaufsgesellschaft, die den wertvollen Rohstoff in Südamerika, im Kongo und in den deutschen Kolonien besorgte. Der Kautschukboom brachte Sammlern und Ureinwohnern in den Rohstoffländern mörderische Arbeitsbedingungen. Zwangsarbeit, Sklaverei, Vergewaltigung, Folter, Tod und Massaker. In Brasilien starben bis zu einer halben Million Kautschuksammler, in Peru mindestens 50 000 Indigene. Im Kongo wurden 20 Millionen Menschen versklavt, Zehntausende Menschen starben im Zuge der Kautschukgewinnung. In deutschen Kolonien wurden die Menschen zum Kautschuksammeln geprügelt. Bald sprach man nur noch von „Blutgummi“.

Autor: Hubert Brieden / Sprecher*innen: Barbara Baumann, Gabriele Schwartz-Kleinecke, Axel Kleinecke / Musik: Moritz Dortmund, Scarafone

Produktion: Radio Flora (Redaktion International), Arbeitskreis Regionalgeschichte

Hannover / Neustadt a. Rbge. 2020

Der Beitrag wurde erstellt im Rahmen des Radioprojektes „Weiß auf Schwarz – Geschichte von Ungleichheit und Rassismus“. Weitere Informationen und Beiträge finden sich hier: https://radioflora.de/weiss-auf-schwarz-geschichte-von-ungleichheit-und-rassismus-ein-radioprojekt/


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