Ausgrenzung, Einschüchterung, Zensur – Die gesellschaftlichen Folgen der Berufsverbote – Studiogespräch mit Cornelia Booss-Ziegling, Matthias Wietzer und Hubert Brieden
erstellt von: Hubert Brieden am: 01.02.2022
Der so genannte Radikalenerlass von 1972 führte in Deutschland – verglichen mit anderen westeuropäischen Staaten – zu einer beispiellosen Jagd auf vermeintliche „Verfassungsfeinde“ – Lehrer*nnen, Lokführer, Briefträger und andere. Das bereits im Vorfeld durch Geheimdienstexperten diskutierte Ziel: die politische Einschüchterung der Beschäftigten des Öffentlichen Dienstes.
3,5 Millionen Menschen wurden durch den Inlandsgeheimdienst „Verfassungsschutz“ bespitzelt und überprüft. Es gab 11 000 Berufsverbotsverfahren, etwa 1500 Menschen verloren durch Berufsverbote ihre materielle Existenz. Doch die reinen Zahlen sagen wenig aus über die bis heute anhaltenden verheerenden Folgen der Berufsverbote in allen gesellschaftlichen Bereichen.
Die Gesprächsteilnehmer*innen waren selbst Betroffene der Berufsverbote. Einzelheiten zu ihren Fällen finden sich hier: https://radioflora.de/politische-verfolgung-in-der-bundesrepublik-berufsverbote/
Plakat gegen die Berufsverbote aus den 1970er Jahren. Die abgebildeten Politiker sind (von links nach rechts) Helmut Kohl (CDU, Oppositionsführer im Bundestag), Franz Josef Strauß (CSU, Ministerpräsident von Bayern), Hans-Dietrich Genscher (FDP, unter SPD-Kanzler Willy Brandt Innenminister, ab 1974 unter Schmidt Vizekanzler und Außenminister), Helmut Schmidt (SPD, Bundeskanzler). Das Plakat ist Teil der Ausstellung „‚Vergessene‘ Geschichte – Berufsverbote – Politische Verfolgung in der Bundesrepublik Deutschland“: https://ak-regionalgeschichte.de/vergessene-geschichte-berufsverbote-politische-verfolgung-in-der-bundesrepublik-deutschland/
© Text u. Bild: Niedersächsische Initiative gegen Berufsverbote, Arbeitskreis Regionalgeschichte e. V.